Microsoft, ihre Cloud-Services und die Abhängigkeit der Anderen

Mehrere Störungen auf einmal = eine große Störung aka Cyberattacke?

Das Lotus IT Support Center nimmt an diesem Morgen einige Störungsmeldungen auf, bevor selbst das nicht mehr möglich ist. Glücklicherweise ist es keine Cyberattacke, sondern "nur" eine Störung bei Microsoft. Dennoch ist das Problem groß genug, um ein Ticket mit der Priorität "1" zu eröffnen.


Dies geschieht in der Regel nur dann, wenn wir attackiert würden oder eben durch eine Störung dieser Größenordnung mehr als nur ein Hauptgeschäftsprozess in der JLU stillsteht. Also generell eine Störungseinstufung, die sehr sehr selten in der Joachim Loh Unternehmensgruppe auftritt. 

 

Was ist also passiert und welche Auswirkungen hat eine Störung, die von Microsoft selbst kommt?

Zunächst: eine Cyberattacke wäre sehr schlimm und hätte ohne Weiteres massive Auswirkungen auf die gesamte Unternehmensgruppe. Was aber am besagten Morgen passiert, öffnet Millionen Microsoft-Nutzern auf allen Kontinenten kurzzeitig die Augen. Wichtige Microsoft-Cloud-Services sind nicht mehr erreichbar.


Auslöser ist eine fehlerhafte Änderung in der Netzwerk-Konfiguration bei Microsoft. Was kann die interne IT in den Unternehmen in solchen Fällen tun? Genau genommen nichts - daher schreibe ich Ihnen diesen Artikel und öffne Ihnen ein weiteres Mal die Augen!

 

  • – Microsoft stellt mit seinen Produkten gewissermaßen den De-facto-Standard für bestimmte IT-Lösungen dar und man kommt kaum drumherum, vor allem dann nicht, wenn man weltweit mit anderen lückenlos zusammenarbeiten möchte.
  • – Die Lotus IT hat 2019 bereits einmal erfolglos versucht, Google und die Google-Produkte einzuführen, und Microsoft Office abzulösen. Das Ergebnis war ernüchternd und hat eher dazu geführt, dass wir Microsoft Office mit noch offeneren Armen als zuvor wieder die Loyalität zusagten.
    Dies geht nicht nur uns so, sondern sehr vielen Unternehmen weltweit. Und wer jetzt meint, das Problem läge lediglich an der Cloud, den kann ich beruhigen: wir haben nie eine Cloud-First-Strategie entwickelt. Dennoch kommt man nicht umhin, festzustellen, egal wie die Strategie ist, "die Cloud" führt sich heute von alleine ein.
  • – Wir befinden uns demnach gewissermaßen schon lange in einer Hybrid-Betriebsform unserer Lösungen. Unsere Hauptkommunikationslösung "Microsoft Teams" ist Cloud pur, und das Tool gibt es nur in dieser Form. OneDrive, SharePoint, Office365 und selbst unsere Multifaktorauthentifizierung läuft über die Microsoft-Cloud-Services.


Was ist aber nun die Lösung des Ganzen?

Eine Frage, auf die ich keine Patentlösung habe und sicherlich auch viele andere CIO-Kollegen nicht. Meines Erachtens haben wir eine gute Mischung aus OnPremise- und Cloud-Betriebsformen, wobei letztere Variante heute eher aufgrund fehlender Alternativen zum Einsatz kommt und besagte Abhängigkeit zunehmend verstärkt.


Unsere Anforderungen an Automatisierung und Digitalisierung an heutige Systeme führen verstärkt zu komplexeren Systemen. Die Komplexität unserer Systeme wiederum führt immer weiter dazu, dass wir uns in der IT noch viel mehr spezialisieren müssen, um die Systeme auch weiterhin zu beherrschen.


Gleichzeitig führen IT-Security und entsprechende Maßnahmen nicht gerade dazu, dass wir Technik vereinfachen, sondern eher Komfort beim Anwender abschaffen, um unsere wertvollen Daten und letztlich uns zu schützen. Ein Teufelskreis entsteht!

 

"Technologie-Abhängigkeit" als ebenfalls zu betrachtende Seite der Medaille!

Ich habe vor einigen Tagen berichtet, wie begeistert ich das KI-Tool "ChatGPT" (in das Microsoft zuletzt 10 Mrd. Dollar gesteckt hat und es sukzessive in seine Cloud-Services einbindet!) einsetzte und auch zukünftig versuchen werde, meine Arbeit durch solche Tools zu vereinfachen.


Aber das Thema „Technologie-Abhängigkeit“ stellt quasi die andere Seite der "IT-Technologie-Medaille" dar und zeigt wiederum die unschöne Seite der heutigen Technologisierung und damit Digitalisierung. Offensichtlich geht das Eine nicht ohne das Andere. Wichtig ist aber, dass man das weiß, Respekt davor hat und und in Momenten wie am Mittwochmorgen auch die nötige Ruhe hat, um die Situation einzuordnen, das Problem zu identifizieren und entsprechende Schritte einzuleiten.



Zur Störung bei Microsoft: Microsoft hat schließlich mit einer fünfstelligen Anzahl von Mitarbeitern das Problem nach einigen Stunden identifiziert und behoben. Was konnten wir selbst machen: informieren und auf Vollzug seitens Microsoft warten.


Naja, wenn es dann doch zu lange dauert, greift auch bei uns das sog. IT-Notfallmanagement. Ein Thema, an dem wir bereits seit einiger Zeit arbeiten und zu dem ich Sie in den kommenden Wochen sehr gerne „abholen“ möchte…
 

 Aliasghar Esteghlal

 Aliasghar Esteghlal